Judo und seine Geschichte

Judo, wörtlich „sanfter/flexibler Weg“, hat seine Wurzeln in der Nara-Zeit (710–784). Historische Chroniken wie das Kojiki und Nihonshoki beschreiben Ringkämpfe mythischen Ursprungs, während am Kaiserhof seit 717 Preisringen (Sechie-Zumo) stattfanden. Die Bushi übernahmen diese Tradition und entwickelten daraus yoroikumiuchi, Ringen in voller Rüstung.


Mit dem Aufstieg der Kriegerklasse im 12. Jahrhundert blühten die Kampfkünste auf, geprägt vom Bushido, dem Ehrenkodex der Samurai. Während der Ashikaga-Epoche (1136–1568) entstanden verschiedene waffenlose Nahkampfsysteme, darunter Tai-Jutsu und Kogusoku, benannt nach neuen leichteren Rüstungen.


Im 16. Jahrhundert führten portugiesische Seeleute Schusswaffen ein, wodurch traditionelle Kampfkünste an Bedeutung verloren, jedoch in der Edo-Zeit weiterhin praktiziert wurden. Das Prinzip des Nachgebens, „Ju“, wurde beispielsweise durch die Erzählung des Arztes Akiyama Shirobei verdeutlicht, der die elastische Weide als Vorbild nahm.


Kanō Jigorō (1860–1938), ein Schüler des Jiu-Jitsu, gründete 1882 den Kodokan in Tokio und nannte seine Kunst Judo. Sein System kombinierte Wurftechniken (Nage Waza) mit Bodentechniken (Ne Waza) und weiteren Techniken aus klassischen Jiu-Jitsu-Schulen. Judo verbreitete sich rasch und wurde 1911 Pflichtfach an Mittelschulen.


1906 führten japanische Kriegsschiffe Judo in Deutschland ein. Erich Rahn gründete 1906 die erste deutsche Jiu-Jitsu-Schule. 1926 fanden die ersten deutschen Judo-Meisterschaften in Köln statt. Die europäische Verbreitung wurde durch Kanōs Besuche in Deutschland und die Gründung des Deutschen Judo-Rings 1932 gefördert. Judo verlor jedoch unter den Nationalsozialisten an Eigenständigkeit und wurde als Teil des Jiu-Jitsu betrachtet.


Nach dem Zweiten Weltkrieg war Judo bis 1948 verboten, konnte jedoch in den westdeutschen und ostdeutschen Sportverbänden neu aufgebaut werden. Ab den 1950er-Jahren fanden auch in Deutschland Frauenmeisterschaften statt.


Judo entwickelte sich nach dem Krieg zunehmend zum Wettkampfsport, wobei viele verletzungsgefährdete Techniken aus dem Unterricht verschwanden. Die Haupttechniken sind heute Würfe, Fall- und Bodentechniken. Techniken wie Schläge und Tritte werden meist nur in der Selbstverteidigung gelehrt.


Die ersten Weltmeisterschaften fanden 1956 in Tokio statt, gefolgt von der Einführung von Gewichtsklassen 1961. Judo wurde 1964 olympisch, und Wolfgang Hofmann gewann die erste Silbermedaille für Deutschland. Frauen-Judo wurde ab 1988 als Demonstrationswettbewerb, seit 1992 jedoch fest ins olympische Programm aufgenommen.


Seit 2007 ist ID-Judo für Athleten mit geistiger Behinderung Teil der Special Olympics, wobei die Regeln angepasst wurden.


Quellenangaben:

- Textzusammenfassung verfasst von Jens Siol
-
Quelle/Foto (zeigt Kanō Jigorō und Kyuzo Mifune): Wikipedia